Äquivalenz oder ethische Zensur? Zur Übersetzung deutscher jugendsprachlicher Wendungen ins Litauische
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Jurgita Kohrs
Published 2007-01-01
https://doi.org/10.15388/Klbt.2007.7567
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Kohrs, J. (2007) “Äquivalenz oder ethische Zensur? Zur Übersetzung deutscher jugendsprachlicher Wendungen ins Litauische”, Kalbotyra, 57, pp. 140–148. doi:10.15388/Klbt.2007.7567.

Abstract

Die ständig wachsende Zahl von übersetzten Werken der schöngeistigen Literatur und ihre leider nicht immer zufrieden stellende Übersetzungsqualität lassen es notwendig erscheinen, sich intensiver mit den Fragen und Schwierigkeiten der übersetzerischen Tätigkeit und ihren Resultaten zu beschäftigen.

Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Übertragung jugendsprachlicher Wendungen, die in der litauischen Sprachforschung zu wenig beachtet werden.

Eine gewisse Abneigung gegen die Jugendsprache als Forschungsgegenstand könnte in Litauen dadurch erklärt werden, dass diese Sondersprache vor allem wegen ihres oft schockierenden und vulgären Wortschatzes als ein Tabu-Thema gilt. Kräftige Schimpfwörter, derbe mit dem Sexualbzw. Fäkalienbereich verbundene Ausdrücke sind schuld daran, dass Jugendsprache in der Öffentlichkeit ganz allgemein moralisch verurteilt wird, was zur Folge hat, dass auch in der Sprachforschung dieses Thema als unangenehm, weil unanständig und unakzeptabel, gilt und daher als unwissenschaftlich abgelehnt wird.1

Eine öffentliche und vor allem sprachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Jugendsprache, ihre wissenschaftliche und nicht nur ethisch-moralische Bewertung und Einordnung in das System anderer Sondersprachen sind in der heutigen Zeit besonders aktuell. Das Ignorieren des muttersprachlichen Jugendwortschatzes kann z. B. zu einem großen Problem in der übersetzerischen Tätigkeit werden. Davon zeugen zahlreiche Übersetzungen der schöngeistigen Literatur, auch Spielfilme, in denen besonders oft jugend- und umgangssprachliche Wendungen vorkommen. 

Dieser Artikel soll sich auf die Schwierigkeiten konzentrieren, die bei der Übersetzung solcher Wendungen entstehen können. Ausgehend von der weit verbreiteten Theorie von K. Reiß, nach der die Stilebene und andere konnotative Werte bei der Übersetzung literarischer Texte als vorrangig zu beachtende Kategorien gelten und eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der ästhetischen Wirkung des Originaltextes spielen (Reiß 1971, 69), ist im Rahmen dieser Analyse die Frage nach der konnotativen Äquivalenz von zentraler Bedeutung. Es soll hier daher versucht werden, anhand eines konkreten literarischen Werkes zu untersuchen, ob die jugendsprachlichen Wendungen im übersetzten Text denselben Effekt wie im Original erreichen bzw. wie und ob ihre Übersetzung die Wirkung des Textes beeinflusst.

Aus diesem Grunde wird die vorliegende Arbeit auf die theoretische Behandlung der Definitionsschwierigkeiten von Jugendsprache und deren Funktionen2 ganz verzichten und nur solche Ansätze heranziehen, die für die vorliegende Arbeit relevant sind.

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