Untersuchungen des Hügelgräberfeldes von Jakšiškis–Knitiškiai im Jahre 2000
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Mykolas Michelbertas
Published 2010-03-25
https://doi.org/10.15388/ArchLit.2010.11.5305
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Michelbertas, M. (2010) “Untersuchungen des Hügelgräberfeldes von Jakšiškis–Knitiškiai im Jahre 2000”, Archaeologia Lituana, 11, pp. 120–155. doi:10.15388/ArchLit.2010.11.5305.

Abstract

An der Grenze der Rayons Ukmergė und Anykščiai, etwa 6,5–7 km von dem Städtchen Vidiškės entfernt, am linken Ufer des Flusses Šventoji, in einem Forst befindet sich ein großes Hügelgräberfeld (Abb. 1). Die ersten Meldungen über dieses Hügelgräberfeld erschienen in der wissenschaftlichen Presse im Jahre 1910, als der Archäologe M. Makarenko die Daten über die Ausgrabungen von S. Masalitinov veröffentlicht hat. Die Funde dieser Ausgrabungen sind nicht erhalten geblieben.
Das Hügelgräberfeld mit zwei Namen – das Knitiškiai–Jakšiškis–Hügelgräberfeld (weil er zwischen diesen zwei Dörfern liegt) war in die Liste der Kulturdenkmäler der Litauischen SSR aufgenommen. Eigentlich ist es ein einziges riesiges Hügelgräberfeld, dessen Fläche 27,1 ha beträgt (Abb. 2 und 3). Es enthält etwa 300 Hügelgräber.
Das Hügelgräberfeld wurde vom 26 Juni bis zum 8 Juli 2000 von dem Lehrstuhl für Archäologie der Universität Vilnius mit der Unterstützung der Studenten der Vilniuser Universität, den Magistertstudenten und Doktoranden der Universitäten Stockholm, Bergen und Kopenhagen untersucht. Von der Expedition wurden im Jakšiškis–Hügelgräberfeld 2 Hügelgräber ausgegraben.
Das Ziel dieses Artikels besteht darin, das Untersuchungsmaterial der im Jahre 2000 ausgegrabenen Hügelgräber zu veröffentlichen, das dazu beigetragen hat, manche Details der Bestattungsritus in den Hügelgräberfeldern Ostlitauens besser kennen zu lernen.
Die Größe der Aufschüttung des Hügelgrabes I (Abb. 4, 6, 14–16) betrug 10 x 10 m, die Höhe – 0,8–1,7 m. Die Toten wurden im Hügelgrab verbrannt beigesetzt. An verschiedenen Stellen der Aufschüttung fand man kalzinierte Knochen der Menschen, Brandflecken, einzelne Fragmente der abgebrannten Erzeugnisse (Abb. 5). Im Hügelgrab entdeckte man 3 Brandgräber (Abb. 6). Das Grab 1 war ein wenig zerstört, die Gräber 2 (Abb. 7 und 10) und 3 (Abb. 11–12) waren im besseren Zustand. Im Grab 2 wurde anhand anthropologischer Daten eine 25–35 jährige Frau beigesetzt, deren Beigaben aus zwei tönernen Spinnnwirtel (Abb. 8:1, 2), aus 2 bronzenen Spiralarmringen (Abb. 9:2, 3), einem bronzenen Halsring mit Sattelende (Abb. 8:5) und einem Halsring mit verbreiteten abgeflachten Enden (Abb. 9:1) sowie aus 2 bronzenen Spiralfingerringen (Abb. 8:3, 4) bestanden. Man datiert das Grab chronologisch ins 7.–8.Jh.
Im Grab 3 hat man 3 Spinwirtel aus Ton (Abb. 13:2, 5, 7), Fragmente der bronzenen Armringe (Abb. 13:3, 4), einen Teil des Halsringes (Abb. 13:6) und einen eisernen Pfriem (Abb. 13:1) vorgefunden. Die kalzinierten Knochen gehörten einer 25–40 jährigen Frau. Die Chronologie des Grabes – 7.–8.Jh.
Die Größe der Aufschüttung des Hügelgrabes II (Abb. 17, 33) betrug 9 x 9 m, die Höhe 1 m. In diesem Hügelgrab fand man 3 Gräber und recht viele angebrannte, zerbrochene Erzeugnisse (Abb. 18, 19) und verbrannte kleine Knochen vor. Im Brandgrab 1 fand man Fragmente bronzener Armringe (Abb. 20:2, 4), Spiralen (Abb. 20:6, 7), einen Spinnwirtel aus Ton (Abb. 20:5), eine deformierte bronzene Spiralperle (Abb. 20:10), Fragmente bronzener Halsringe (Abb. 20:3, 9), Fragmente verschmolzener Erzeugnisse (Abb. 20:8, 11), einen eisernen Pfriem (Abb. 20:1) und Topfscherben der Keramik mit gerauter Oberfläche (Abb. 21) vor. Die kalzinierten Knochen im Grab gehörten einem 2–10 jährigen Kind. Chronologisch datiert man das Grab ins 7.–9.Jh.
Im Brandgrab 2 entdeckte man 2 eiserne Gegenstände (Stäbchen und einen Beschlag, Abb. 27:1, 2), Fragmente bronzener gewundener Halsringe (Abb. 27:5, 6), Fragmente der Spinnwirtel aus Ton (Abb. 27:3, 4), einen Teil des bronzenen Armreifes (Abb. 27:7), Fragmente verschiedener Erzeugnisse (Abb. 27:8–10), Keramik mit gerauter Oberfläche und Scherben mit glatter Oberfläche (Abb. 25, 26). Die verbrannten Knöchlein gehörten einem 3–10 jährigen Kind. Die Chronologie des Grabes: Ende des 8.Jhs. – 9.Jh.
Am Rande der Aufschüttung entdeckte man die Stelle eines symbolischen Grabes (Kenotaph?) (Abb. 28, 29), wo 2 bronzene hohlwändige dreieckige Armringe mit breiten Enden (Abb. 30) vorgefunden waren. An dieser Stelle gab es keine Reste der verbrannten Knochen. Die Chronologie des Grabes: Ende des 8.Jhs.–9.Jh.
Was größere Gegenstände als Streufunde des Hügelgrabes II anbelangt, so könnte man noch Bruchstücke einiger bronzener hohlwändiger dreieckiger Armringe mit breiten Enden (Abb. 19:2, 3, 5), Fragmente eines Halsringes (Abb. 18:8), ein Fragment der eisernen Trense (Abb. 18:9), eine Spiralperle (Abb. 18:4) und verschieden ornamentierte Spinnwirtel aus Ton (Abb. 19:6, 8) erwähnen.
Beide Hügelgräber waren aus der umgebenden Erde, dem Sand, aufgeschüttet. Die Leichnamen wurden außerhalb der Grenzen des Hügelgrabes verbrannt. Danach brachte man die angebrannten Knochen und Beigaben mit kaum erkennbaren Resten des Lagerfeuers zum Grab und schüttete sie auf eine vorbereitete Stelle im Grab aus.
Wie man sieht, gab es verschiedene Beigaben. Die untersuchten Gräber waren hauptsächlich Frauen – oder Kindergräber, vor allem Mädchengräber. Man legte ins Grab Arbeitswerkzeuge (Pfrieme, Spinnwirtel), verschiedene Schmucksachen, Tongeschirr. In den Gräbern fand man von 5 bis 8 Gegenstände vor. Am reichsten war das Frauengrab 2 des Hügelgrabes I: man fand hier 8 Gegenstände vor, und das Grab 3 mit 7 Gegenständen. Der Archäologe L. V. Kurila hat bei der Verallgemeinerung des riesigen Kulturstoffes der ostlitauischen Hügelgräber bemerkt, dass die allgemeine Zahl der Schmuckstücke und ihre Mannigfaltigkeit in den Gräbern jüngerer Frauen stets größer war. Der bedingte Wertindex der Beigaben der Frauengräber im Jakšiškis–Hügelgräberfeld ist einer der höchsten unter den Frauengräbern der ostlitauischen Hügelgräberfelder (das Grab I des Hügelgrabes 1 – 6,58, das Grab 2 – 5,32), und der Wertindex der Beigaben in den Kindergräbern ist der höchste (Hügelgrab II, Grab 1 – 8, 33) oder einer der höchsten (Hügelgrab II, Grab 2 – 7,12). Somit zählen die erwähnten Frauen- und Mädchengräber des Jakšiškis–Hügelgräberfeldes zu den reichsten (oder allerreichsten) in der ostlitauischen Region der Hügelgräberfelder. Es gibt keinen Zweifel, dass in diesen Gräbern Frauen und ihre Kinder der freien und reichen Gemeinde beigesetzt waren.
Die Untersuchung der Hügelgräber von Jakšiškis hat gezeigt, dass die Gräber des westlichen Teils der ostlitauischen Hügelgräberfelder bei weitem reichere Beigaben enthalten. Das hat wohl die recht kleine Entfernung des westlichen Teiles der Hügelgräberfelder vom Mittellitauen entschieden, in dem sich die inneren Hauptstraßen des litauischen Territoriums kreuzten. Es ist glaubwürdig, dass die Wasserstraße von Šventoji, an der sich das Hügelgräberfeld Jakšiškis befand, für Ostlitauen von großer Wichtigkeit war. In der Nähe lag wohl auch die Siedlung.
Noch ein interessantes Merkmal des Bestattungsritus muss genannt werden. Im Grab 2 des Hügelgrabes I fand man unter den verbrannten menschlichen Knochen auch beigemischte Knochen eines kleinen Säugetieres oder eines Vogels. Wohl wurden zusammen mit dem Leichnam auch für dessen Ernährung bestimmte Tiere verbrannt, – es lässt sich in diesem Falle von der Sitte der Ernährung der Verstorbenen sprechen.
Die Züge des Bestattungsritus im Hügelgräberfeld von Jakšiškis–Knitiškiai zeugen davon, dass dieses Hügelgräberfeld ein typischer Vertreter der Kultur der ostlitauischen Hügelgräberfelder ist. Ähnliche Bestattungsriten sind aus anderen, früher untersuchten Hügelgräberfeldern mit Brandgräbern dieser Region bekannt.
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