Allusive Phraseologismen und ihre lexikographische Markierung
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Saulius Lapinskas
Published 2008-01-01
https://doi.org/10.15388/Klbt.2008.7605
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Lapinskas, S. (2008) “Allusive Phraseologismen und ihre lexikographische Markierung”, Kalbotyra, 59, pp. 175–182. doi:10.15388/Klbt.2008.7605.

Abstract

Phraseologismen sind eine mehrere Lexeme umfassende Wortverbindung (Kriterium der Polylexikalität), wobei das Verb obligatorisch ist und ein weiteres Lexem, meistens ein Substantiv vorhanden sein muss. Diese Wortverbindung ist fest (Kriterium der Festigkeit). Ihre Bedeutung lässt sich nicht immer aus den Bedeutungen ihrer Konstituenten ermitteln, d.h. die Gesamtbedeutung ist nicht die Summe der Bedeutungen der Einzelelemente (Kriterium der Idiomatizität). Sie werden wie Lexeme gespeichert und wie Lexeme reproduziert (Kriterium der Reproduktivität) (vgl. Matešič 1981, 112–116). Ein Phraseologismus und seine Umschreibung sind nicht einfach in allen Kontexten austauschbar. Denn der Phraseologismus besitzt einen sog. “semantischen Mehrwert“. Der Sprecher verwendet einen Phraseologismus nicht, um einfach den Hörer zu informieren, „sondern er gibt zu einem Sachverhalt, einer Situation, einer Handlung oder einer Person gleichzeitig auch seine persönliche, zumeist emotional-expressiv gefärbte Stellungnahme ab“ (Hessky, Ettinger 1997, XXI). Anders gesagt, die phraseologische Nomination ist keine rationelle Benennung des Referenten, „sondern eine expressiv-wertende, konnotative“ (Černyševa 1984, 18). Hans Schemann schreibt: Die Bestimmung einer phraseologischen Einheit kann auf drei Ebenen erfolgen: a) semantisch – d.h. auf der Ebene der Bedeutung; b) pragmatisch – d.h. auf der Ebene des benutzers der sprachlichen Einheiten: mit welchen Gründen, welchen Voraussetzungen, welcher Zielsetzung bzw. Intention verwendet er einen Ausdruck? c) situativ/ sozial – welche Situationen oder konstellationen führen – mehr oder weniger zwingend – zur Verwendung eines sprachlichen Ausrucks? Und welche gesellschaftlichen Anschauungen, Normen finden – klischeehaft – in der Sprache ihren Niederschlag? (vgl. Schemann 1993, S. XXVIII). 

Phraseodidaktisch lassen sich alle Phraseologismen grob in 8 Typen gliedern:

1) Orthonymische Phraseologismen. Sie haben eine sehr einfache Semantik. Dazu gehören z.B. phraseologische Vergleiche.

2) Allusive Phraseologismen. Sie spiegeln kondensiert Geschichten der abendländischen, russischen, islamischen, chinesischen, japanischen, lateinamerikanischen und afrikanischen Kulturen und Zivilisationen (Bibel, antike Schriftsteller, Zitate aus den jeweiligen Nationalliteraturen, landeskundliche Begebenheiten usw.) wider, und erfordern somit die Kenntnisse des Ursprungskontextes.

3) Gestische Phraseologismen. Man nennt sie Kinegramme, z.B. die Stirn runzeln.

4) Remotivierte Phraseologismen. Sie beschreiben eine tatsächliche Handlung oder einen Vorgang der außersprachlichen Wirklichkeit, z.B. am Ball bleiben, gegen den Strom schwimmen.

5) Metaphorische Phraseologismen, die das Zentrum der Phraseologie bilden, z.B. öl ins Feuer gießen;

6) Situationelle Phraseologismen, die sprachliche Reaktionen zu bestimmten Situationen wiederspiegeln, z.B. ein Engel geht/ fliegt durchs Zimmer.

7) Emotionelle Phraseologismen, die ausschließlich in der ersten Person verwendet werden, z.B. dafür lege ich meine Hand ins Feuer.

8) Einschätzende Phraseologismen, z.B. Schimpfwörter, Kosewörter, Hypokoristika wie treulose Tomate, eine kesse Biene, ein blondes Gift (vgl. Heinz 1994, 281-301)

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