Abstract
Jahrzehntelang um Knut Hamsun herrschende Stille hat eine bedeutende Lücke in der Forschung seiner Werke hinterlassen. Erst im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts hat sich die Situation in der Hamsuniana kardinal geändert. In dem vorliegenden Artikel wird, vor allem die in den 90-er Jahren des XX. Jh-s erschienene Kritik überblickt. Man kann feststellen, dass nach wie vor die größte Aufmerksamkeit der Forscher den früheren Romanen gilt, die späteren Zykle dagegen nur vorübergehend besprochen werden (eine Ausnahme wäre der späte Roman Das letzte Kapitel). Ebenfalls fehlen ausführliche, die Veränderungen sowohl der Weltanschauung als auch des Erzählstils darstellende, Studien über das gesamte Schaffen Hamsuns (die Studie Atle Kittang’s ausgenommen). Die herrschende Tendenz der neuesten Kritik kann man eindeutig als das Streben, die modernistischen Tendenzen im frühen Schaffen Hamsuns aufzudecken, bezeichnen. Der Artikel bietet einen Überblick der kritischen Literatur über Hamsuns Romane Hunger, Pan und Mysterien. Völlig neue Aspekte des Romans Hunger werden in einer psychoanalytischen Studie von Th. Fechner-Smarsly entdeckt. Auch die neueren Analysen des Pan weichen bedeutend von der traditionellen Bewertung ab. Der Protagonist wird als Schöpfer seines eigenen Mythos bezeichnet (Th. Seiler), man behauptet, daß er sich bewußt als ein Naturkind stilisiert (M. Humpãl’), sein Benehmen wird aus der Sicht der schopenhauerischen Philosophie erklärt (J. Dragvoll), letzlich wird Pan als der erotische Text gelesen, wobei der Erotismus als eine destruktive Kraft bewertet wird (K. Wessely). Der Modernismus der Mysterien entsteht dank der merkwürdigen, rätselhaften Figuren einerseits und andererseits modernistisch ist die Erzählhaltung. Eindeutig als modernistisch wird das eigenartige Verhältnis des Narrators und der Figur betrachtet (M. Humpãl’, L. R. Langslet, E. B. Hagen). Obwohl K. Brynhildsvoll über die surrealistischen Tendenzen auch im späten Romanen-Zyklus August – der Weltumsegler spricht, ist W. Baumgarten vorsichtiger und hegt Zweifel über das Vorhanden des Modernismus im späten Schaffen Knut Hamsuns. Unbestreitbar bleibt die These, daß die frühen Romane Hamsuns ein Bestandteil des modernistischen Diskurses sind.
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