Die Anfänge des Magdeburger Stadtrechts und Seine Verbreitung in Europa: Strukturen, Mechanismen, Dimensionen
Articles
Heiner Lück
Published 2016-01-14
https://doi.org/10.15388/LIS.2015.36.9314
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Keywords

Magdeburg rights
Saxon Mirror
Germany
Central East Europe

How to Cite

Lück, H. (2016) “Die Anfänge des Magdeburger Stadtrechts und Seine Verbreitung in Europa: Strukturen, Mechanismen, Dimensionen ”, Lietuvos istorijos studijos, 36, pp. 9–26. doi:10.15388/LIS.2015.36.9314.

Abstract

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gingen mannigfache Impulse für die europäische Kulturgeschichte von Mitteldeutschland aus. Dazu gehörten auf rechtlichem Gebiet der Sachsenspiegel und das Stadtrecht von Magdeburg. Beide Rechtsquellen prägten nicht nur das Rechtsleben im mittel-, ost- und norddeutschen Raum, sondern darüber hinaus beeinflussten sie in erheblichem Maße auch die Rechtsordnungen mehrerer ostmitteleuropäischer Länder. Im Artikel werden die Entstehungsvorgänge des Stadtrechts im mitteldeutschen Raum sowie die Entfaltung dieser komplexen Prozesse in Magdeburg behandelt. Das Magdeburger Stadtrecht hat sich gegen Ende des 12. Jahrhunderts aus einem nicht näher verifizierbaren Markt- und Kaufmannsrecht des 10. Jahrhunderts als ein für die städtische Bevölkerung, d. h. nicht nur für die Kaufleute, günstiges Recht herausgebildet. Dabei werden genetische Verknüpfung des Magdeburger Rechts mit dem Sachsenspiegel beleuchtet und die Quellengruppen des sächsisch-magdeburgischen Rechts konkretisiert. Es werden die Mechanismen der Weitergabe des Magdeburger Stadtrechts, die Entstehung sowie das Funktionieren der rechtsverwandtschaftlich gebundenen Stadtrechtsfamilien, von denen die Magdeburger und Lübecker Stadtrechtsfamilien die bedeutendsten waren, vorgestellt. In der engen Verbindung mit dem Sachsenspiegel gelangte das Magdeburger Recht unter anderem nach Schlesien, Polen, in das Deutschordensland, in das Baltikum, in die Ukraine, nach Böhmen, Mähren und Ungarn. Das Magdeburger Stadtrecht und der Sachsenspiegel verschmolzen zu unzähligen Varianten des sächsisch-magdeburgischen Rechts, welche an seinen Anwendungsorten durch dort ansässige Herrschaftsträger, Amtspersonen, Rechtspraktiker und Rechtsgelehrte den örtlichen Bedingungen angepasst wurden. Anhand der zahlreichen rechtshistorischen und geschichtlichen Materialien werden im Artikel die Strukturen der Verbreitung des Magdeburger Rechts in Mittel- und Osteuropa detailliert beschrieben und die komplexen Transferwege dieses Rechts behandelt. Der Verfasser beleuchtet die zeitlichen und räumlichen Dimensionen dieses Phänomens. Man kann von einem etwa 700 Jahre dauernden Einfluss des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Mittel- und Ostmitteleuropa sprechen. Beide ursprünglich deutschen Rechtsquellen, das Magdeburger Stadtrecht und der Sachsenspiegel, die im Gebiet an der mittleren Elbe bei bzw. in Magdeburg entstanden, wurden von hier aus in ihren vielfältigen Bearbeitungen in Hunderte von Orten übernommen, die sich zwischen der Elbe in Deutschland und dem Dnjepr in der Ukraine bzw. der Düna in Lettland verteilen. Eine solche Wirkung hat bis heute nie wieder ein deutscher Rechtstext erreicht.

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